Lipizzaner

Die Gründung des Hostauer Gestüts mit seinen drei Außenhöfen Zwirschen, Hassalitz und Taschlowitz geht auf die Ereignisse des ersten Weltkriegs zurück, als die Gestüte in Savatka (Galizien) und Radautz (Bukowina) wegen des vorrückenden Feindes geräumt werden mussten.

Die Höfe wurden vom Österreichisch-Ungarischen Ackerbauministerium vom Fürsten Karl von und zu Trauttmansdorff-Weinsberg (1845-1921) gepachtet und die Pferde dort nach einer beschwerlichen Reise untergebracht. Nach 1916 wurden von der damaligen Regierung alle Militärremonteämter aufgelöst und das bisherige Hostauer Remonteamt in ein Gestüt umgewandelt. Diesem wurden drei Hengste zugeteilt: ein Araberhalbblut, ein Englischhalbblut und eine Hannoveraner. Das Muttergestüt mit 200 Stuten und drei Hengsten war am Zwirschner Hof untergebracht.

Nach Kriegsende wurden die Pferde nach Klattau gebracht, aber als geregelte Verhältnisse eintraten, kamen die noch übrig gebliebenen Pferde wieder nach Hostau zurück. Wenige Jahre später ging das Pachtland in den Besitz des Tschechoslowakischen Staates über.

Nach 1918 wurde der Großteil des Ackerlandes in Weiden umgewandelt, sodass vom Areal von 460 ha nur 100 ha unter dem Pflug blieben. Der Pferdebestand betrug zu dieser Zeit 500. Das Gestüt wurde vergrößert. Im Ausland wurden Vollblutstuten und einige Voll- und Halbbluthengste angekauft.

Unter den in Hostau geborenen und aufgezogenen Pferden gab es eine ganze Anzahl, die auch auf internationalen Pferdeschauen hervortraten. Allein auf der Reiterolympiade in Berlin 1936 waren drei Pferde mit dem Hostauer Brandzeichen, die in der Weltklasse von Pferden aus 35 Nationen sehr gute Leistungen aufwiesen. Im Spätsommer 1938 wurde das ganze Gestüt in die Slowakei nach Horni Moteschice bei Trentschin verlagert, wo seit 1927 ein Schwestergestüt bestand. Durch kriegerische Einwirkungen im Jahr 1945 ging bis auf kleine Reste der ganze Bestand an Zuchtpferden dieser beiden Gestüte verloren.

Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen im Oktober 1938 übernahm die Heeresverwaltung das Hostauer Gestüt, welches anfänglich wieder ein Remonteamt war. Die Pferde wurden in Ostpreußen, Hannover, Holstein, Oldenburg und Ostfriesland angekauft, ein bis zwei Jahre aufgezogen, um dann als Remonten Kavallerieregimentern zugeteilt zu werden. 1942 ist aus dem Remonteamt wieder ein Gestüt geworden.

Ebenso in 1942 wurden die wegen Kriegsbedrohung in den Gestüten Demir Kapja (Mazedonien), Stancic (Kroatien), Lipizza (Italien) und Piber (Österreich) befindlichen Lipizzanerpferde evakuiert und nach Hostau verlagert. Dazu kamen die durch Ankauf von Gräfin Eltz (Haid) und Vukovar (Kroatien) erworbenen Lipizzanerstuten. Der Bestand der Lipizzanerpferde umfasste 15 Deckhengste, 150 Mutterstuten und 200 Fohlen aller Jahrgänge. Bis auf Lipizzaner aus Babolna (Ungarn), Topoltschianky (Slowakei) und Fogaras (Siebenbürgen) war das ganze Lipizzaner Zuchtmaterial der Welt in Hostau vereint. In den letzten Kriegsmonaten 1945 fanden in Hostau und auf den Höfen des Gestüts noch an die 200 Zuchtpferde vom Don und aus dem Kaukasus Aufnahme

In bezug auf das Lipizzaner Zuchtmaterial hatte das Hostauer Gestüt während des zweiten Weltkriegs in erster Linie die Aufgabe, Schulhengste für die Spanische Hofreitschule in Wien zu züchten. Als in den letzten Kriegstagen mehrere Geschosse in unmittelbarere Nähe von Hostau einschlugen, und der Zusammenbruch greifbar bevorstand, entschloss sich die Gestütsleitung unter Oberstleutnant Hubert Rudofsky mit der amerikanischen Truppe Verbindung aufzunehmen, um Stadt und Gestüt vor der Vernichtung zu bewahren. Durch eine tollkühne Tat der Gestütsveterinäre, Dr. Rudolf Lessing und Dr. Wolfgang Kroll, konnte dank ihres unerschrockenen Verhaltens das gesamte Gestütsmaterial ohne Verluste der bald darauf vorrückenden Panzerdivision übergeben werden. Am 15. Mai 1945 erfolgte der Transport aller Lipizzaner und Araber über den Böhmerwald in den Raum Kötzting, um von dort aus in ihre Heimatgestüte zurückgebracht zu werden.

Brandzeichen

Das Brandzeichen (Gestütsbrand) des Hostauer Gestüts bestand aus dem Buchstaben „H“, dessen Querbalken von der Klinge eines kurzen, leicht gebogenen, nach oben gerichteten Schwertes halbiert wurde.

Weitere Informationen finden Sie in den GBHS Heimatbriefen

2006-12-01 GBHS Heimatbrief
2014-03-01 GBHS Heimatbrief

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