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Sudetendeutsche Siedlungsgebiete

Der Gerichtsbezirk Hostau war mit seinen 210 Quadratkilometern der größte der drei Gerichtsbezirke im Kreis Bischofteinitz. Er lag als Grenzland am Oberlauf der Radbusa in einem waldreichen Berg- und Hügelland, unterbrochen von zahlreichen bis in 600m und höher reichenden Fluren.

Der Radbusa aufwärts folgend erreicht man noch vor der Stadt Hostau den geschichtlich interessanten Ort Schüttarschen mit dem 481m hohen Laurenziberg. Auf diesem befindet sich die mit einem fünffachen Wall umgebene Laurenzikirche, die schon im 11. Jahrhundert auf der Stelle einer vorchristlichen Kultstätte errichtet wurde. Bei Grabungen stieß man unter anderem auf Menschengerippe in sitzender Stellung, Tierknochen, Urnen, Ringe und Spangen aus Bronze, Tongefäße und auch Silbermünzen aus der Zeit des Böhmenherzogs Wratislaw II. (1061-1086). Zahlreiche Funde wanderten von dieser historischen Stätte ins Prager Museum. Es hat dieser Berg nicht nur eine reiche Vergangenheit, man genießt von ihm aus einen schönen Rundblick in ein gesegnetes Bauernland mit grünen Wiesen im Radbusatal und wogenden Getreidefeldern in den Ebenen und flachen Hängen dieses Gebietes. Vor Jahren wurde auch Eisenerz und Schwefelkies gegraben, wegen geringer Erggiebigkeit aber wieder eingestellt.

Westwärts davon tut sich die landschaftlich reizvolle Gegend von Hostau, Muttersdorf und Weißensulz auf. In ländlicher Bauweise und bürgerlichen Verhältnissen hatten diese Orte einen gemeinsamen Zug. Die bäuerliche Beschäftigung spielte bei ihrer Einwohnerschaft eine fast ebenso große Rolle wie bei der umwohnenden Landbevölkerung. Daneben schaffte freilich auch ein bescheidenes Gewerbe, das vor allem die Ortsbevölkerung zu Abnehmern hatte. Zu einer größeren industriellen Betätigung zeigten sich erste Ansätze. So erzeugte man in Muttersdorf und Weißensulz mit viel Fleiß feine Spitzen und in Hostau Steingutwaren. Die Muttersdorfer waren auch daran gegangen, den im Nordosten des Marktes vorhandenen Syenit zu verwerten. Aus einer Spiegelbelege versandten sie vorzügliche Ware. Auch der im 16. Jahrhundert schwunghaft betriebene Bergbau auf Kupfer sollte eine Neubelebung erfahren. Aber nirgends trat deswegen das gewerbliche Schaffen bestimmend in den Vordergrund. Es verblieb vielmehr allen diesen Orten wie den meisten Böhmerwaldstädtchen das Bild geruhsamen Lebens.

Nordwestlich von Hostau verengt sich das Radbusatal zwischen dem Schwarzen Berg (591) und dem Schlossberg. In einem südwestlichen Seitental, eingerahmt von bewaldeten Hügeln, liegt das Dorf Heiligenkreuz. Hier tritt auch ein schroffer Quarzgang, der „Pfahl“, zu Tage. Nach wechselnden Inhabern kam die Herrschaft um 1800 an die Freiherren Kotz von Dobrz. Haupterwerbsquelle war auch hier Landwirtschaft und Viehzucht.

Südlich von Hostau liegt Ronsperg. Das kleine Städtchen, gegründet im 14. Jahrhundert, hat eine interessante Geschichte, die leider durch die Tragödie des zweiten Weltkrieges gezeichnet wurde. Über lange Zeit leibten hier Deutsche, Tschechen und eine zahlreiche jüdische Kommunität zusammen. Für die Juden war Ronsperg sogar ein in ganz Europa bekannter Wallfahrtsort. Im hiesigen Schloss, dem Herrschaftsgut von Heinrich Graf Coudenhove-Kalergi lebte in den Jahren 1896 - 1918 die japanische Ehefrau dieses bekannten österreichischen Diplomaten. Festzuhalten ist auch, dass unter dem Eindruck der misslungenen Neuordnung Europas nach dem ersten Weltkrieg und der Absage Amerikas an den Völkerbund der junge politische Denker Richard Coudenhove-Kalergi zur Überzeugung gelangte, dass nur ein föderativer Zusammenschluss des europäischen Kontinents westlich von Russland einen „zweiten Weltkrieg“ verhindern könnte; dass nur ein einiges Europa sich militärisch gegen die russische Drohung und wirtschaftlich gegen die wachsende amerikanische Konkurrenz schützen könnte. Weil aber kein Staatsmann der damaligen Zeit für diesen Gedanken eintrat und eine europäische Einigungsbewegung auch nicht im Ansatz erkennbar war, entschloss sich Coudenhove, selbst die Paneuropa-Bewegung 1922 ins Leben zurufen. Seit 1972 übernahm seine Nachfolge als internationaler Präsident der Paneuropa-Union, SKH Otto von Habsburg.

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