Familienforschung

Wer erst einmal beginnt, sich mit Familienforschung auseinanderzusetzen, muss in Betracht ziehen, sie nie abschließen zu können. Engagement, Familiensinn, Verständnis, Geduld und ein "Wir"-Gefühl sind notwendig, um sich diesem Thema zu widmen. Genealogie macht süchtig, kostet Geld, viel Zeit und der Rest der Verwandtschaft freut sich, dass sich ein "Infizierter" findet, der sich der Sache angenommen hat. Aber es bereitet eine große Freude, zu sehen, wie sich die gesammelten Informationen wie Mosaiksteine zu einem Ganzen zusammenfügen. Das "Eintauchen" in die Vergangenheit erlaubt Einblicke in das Leben der Vorfahren. Darüber hinaus gibt es viele Aha-Momente, was wiederum mehr Verständnis für die Entwicklungsgeschichte der eigenen Familie ermöglicht. Es kann der ganz private Ausgangspunkt für das nachweislich unstillbar werdende Bedürfnis sein, die Wurzeln der eigenen Herkunft zu erforschen. Es leitet aber auch gleichzeitig hinüber in die historisch-politische Dimension der Familienforschung. Nach nunmehr über 55 Jahren ist das Bedürfnis, näheres über seine sudetendeutschen Ahnen in Erfahrung zu bringen ungebrochen. Ja, bei vielen Jüngeren ist dies geradezu eine Leidenschaft geworden, die sich hinwegsetzt über Bedenken, die viele aus der Erlebnisgeneration unterschwellig noch immer teilweise mit sich tragen. Im Zuge der Konzentration auf den wirtschaftlichen Aufbau der neuen Heimat, verbunden mit der in der öffentlichen Diskussion immer mehr in den Hintergrund tretenden Vertreibungstragik hielten es viele für opportun, ihre Herkunft - so gut es eben ging - zu verschweigen. Außerdem hatte man es ja inzwischen auch zu „etwas“ gebracht. Da wollte man nicht unbedingt, dass bekannt wird, dass die Vorfahren vielleicht arme Häuslersleute, Tagelöhner, Gemeindehirten oder Landwirtschaftliche Arbeiter waren. Das für die sudetendeutsche Identitätsfindung vielleicht aussagekräftigste Zitat stammt von Kleo Pleyer: „Die Besiedlung des Sudetenraumes ist das Heldenzeitalter der sudetendeutschen Geschichte. In der Ahnengalerie des Sudetendeutschtums sind nur wenige Männer mit leuchtender Rüstung und Uniform zu sehen, aber Millionen zerfurchter Gesichter, Millionen schwieliger Hände. Eine armselige Ahnenschaft, wie es scheint. Aber von diesen Gesichtern und Händen ging jahrhundertelang ein Leuchten aus, und man nannte dieses Leuchten den Glanz der böhmischen Krone...“

Das gegenseitige Zusammenleben der Tschechen und Deutschen war und ist immer noch durch mehrere Geschichtsereignisse und durch daraus erfolgte Verworrenheiten beeinflusst. In Folge der beiderseitigen Geschichte kam es zu einer gewaltsamen Zerreißung von vielen wertvollen Archivbeständen, die heute in tschechischen und bayerischen Staatsarchiven deponiert sind. Das Gebietsarchiv in Pilsen und die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns in München realisierten ein gemeinsames grenzüberschreitendes Projekt, um die in der Vergangenheit zerrissenen Archivbestände in einem virtuellen Ganzen wieder zusammenzufügen. Dies wurde mithilfe einer umfassenden Digitalisierung umgesetzt und ist überhaupt durch die digitalen Medien geschehen (gemeinsame Webpräsenz und virtuelle Rekonstruktion im Internet).

In den tschechischen Archiven wird eine große Menge von Archivbeständen aufbewahrt, die einen direkten Bezug zur Geschichte der Sudetendeutschen und des bayerischen Grenzraums haben. Auf der anderen Seite hat das Bayerische Hauptstaatsarchiv als Depositum die Bestände des Sudetendeutschen Archivs übernommen; in diesem befinden sich sehr viele Archivalien, die einen direkten Bezug auf das heutige Gebiet der Tschechischen Republik besitzen. Die Archivalien des Sudetendeutschen Archivs wurden zum Teil mit der Vertreibung der sudetendeutschen Bevölkerung nach dem 2. Weltkrieg über die Grenze getragen. Es handelt sich um Archivalien aus der Provenienz der Stadt- und Gemeindearchive, um Fotos, adlige und kirchliche Archive, um Gemeinde-, Pfarr- und Schulchroniken und andere Archivalien von Orts- und Regionalbedeutung. Mit der Realisierung des Projekts „Bayerisch-tschechisches Netzwerk digitaler Geschichtsquellen“ wurden 65 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs zusammengehörige Archivalien in ein virtuelles Ganzes zusammengeführt. Dabei sind digitale Reproduktionen entstanden, die dann mittels eines Webservers der breiten Öffentlichkeit sowie Wissenschaftlern und Heimatforschern präsentiert werden. Durch die gemeinsame Mitarbeit der Archivare, Historiker und anderer Fachkräfte soll auch wesentlich intensiver als bisher an nicht veröffentlichten „unbekannten“ Archivalien, sog. Bohemika und Sudetika, in Archiven beider Seiten gearbeitet werden. Die Realisierung dieses Projektes wird wesentlich zur Entwicklung der tschechisch-deutschen Beziehungen beitragen, bildet aber auch eine musterhafte Präzedenzplattform für die fachliche interarchivische Kommunikation und Kommunikation der historischen Arbeitsstellen, aber auch von weiteren fachlichen und wissenschaftlichen Einrichtungen.

Zur Jahreswende 2013/2014 wurde die Veröffentlichung aller digitalisierten Kirchenbücher, die vom Gebietsarchiv in Pilsen aufbewahrt werden, auf der gemeinsamen Homepage Porta fontium vollendet. Alle bislang elektronisch erfassten Kirchenbücher und andere historische Dokumente beispielsweise von Hostau ab dem Jahr 1598 bis 1938 können nun im Internet auf http://www.portafontium.de eingesehen werden. Unter dem Menüpunkt „Recherche“ kann dann entweder nach dem deutschen oder der tschechischen Ortsnamen gesucht werden: „Hostau“ bzw. „Hostouň“.

Familienforschung in Hostau

Die Kirchenbücher des gesamten Hostauer Pfarrsprengels werden im Staatlichen Gebietsarchiv in Pilsen aufbewahrt:

Státní oblastní archiv v Plzni
Sedlackova 44
CZ-306 12 Plzen (Czech Republic)
Tel. +420-377 236 263, 377 325 732
Fax: 377 327 269 
Email: podatelna@soaplzen.cz

Band|Film|Matriken |Pfarrorte |Jahrgänge von/bis

  • 1 SM602 *i oo + Tschernahora, Zwirschen, 1633-1716
    Holubschen, Mirkowitz,
    Hostau, Alt-Gramatin
  • 2 SM603 * oo + Pfarrsprengel 1686-1741
  • 3 SM604 *i oo + Holubschen, Mirkowitz, 1737-1758
    Hostau, Alt-Gramatin
  • 4 SM605 *i oo i + Holubschen, Mirkowitz, 1759-1828
    Hostau, Alt-Gramatin
  • 5 *i Horouschen 1784-1843
  • 6 *i Mirkowitz 1784-1838
  • 7* i Zwirschen 1784-1834
  • 8 oo Hostau, Mirkowitz, 1784-1827
    Zwirschen, Horouschen
  • 9 SM606 * oo + Tschernahora, Zwirschen, 1775-1784
    Alt-Gramatin, Hostau,
    Mirkowitz, Holubschen
  • 10 SM606A * Tschernahora, Zwirschen, 1784-1831
    Hostau, Mirkowitz
  • 11 * Hostau 1801-1815
  • 12 * Hostau 1815-1836
  • 13 *i Hostau 1836-1860
  • 14 ooi Hostau 1827-1883
  • 15 +i Horouschen 1784-1886
  • 16 + Hostau, Tschernahora, 1784-1807
    Zwirschen
  • 17 + Hostau 1808-1833
  • 18 +i Hostau 1833-1868
  • 19 Index * oo + Pfarrsprengel 1686-1837
  • 20 *i Hostau 1861-1888
  • 21 *i Horouschen 1844-1885
  • 22 *i Zwirschen 1834-1892
  • 23 ooi Horouschen 1784-1910
  • 24 ooi Mirkowitz 1784-1931
  • 25 ooi Zwirschen 1784-1931
  • 26 +i Hostau 1869-1900
  • 27 +i Mirkowitz 1784-1892
  • 28 +i Zwirschen 1784-1897

Bemerkungen: 
Horouschen und Alt-Gramatin gehörten vor 1784 zur Pfarrei Muttersdorf; Holubschen gehörte nach 1784 zur Pfarrei Melmitz.

Ortsnamen in deutsch und tschechisch:

  • Hostau = Hostouň
  • Horouschen = Horoušany
  • Zwirschen = Svržno
  • Alt-Gramatin = Starý Kramolín
  • Mirkowitz = Mirkovice
  • Holubschen = Holubec
  • Tschernahora = Cernahora

 

Weitere Informationen finden Sie in den GBHS Heimatbriefen

Deutsche Version Česká verze English Version